Ich habe mir Plasbergs Genderdebatte II in der Mediathek angesehen. Besonders interessiert hatte mich der Neuzugang in der unterhaltsamen Miniserie, Sybille Mattfeldt-Kloth vom Landesfrauenrat Niedersachsen. Frau Mattfeldt-Kloth fand, die erste Aufführung der Sendung (also ohne sie) habe gegen das Grundgesetz verstoßen. Außerdem fragte sie eine Mitdiskutantin Sophia Thomalla, deren Meinung sie nicht teilte, worin denn der Mehrwert ihrer, Thomallas, Anwesenheit bestünde. Mehrmals rief SMK aus, sie wolle keinem den Mund verbieten.
Zu ihren Ausführungen formte sie mit den Händen, wenn ich es richtig beobachtet hatte, fortlaufend vier geometrische Figuren, die einander in unregelmäßiger Reihenfolge abwechselten.
Wie die Plasberg-Redaktion den so genannten sozialen Medien entnehmen konnte, fanden etliche Zuschauer die Beiträge der Landesfrauenrätin nicht gut. Einer schrieb, vor Plasberg I habe er neutral bis positiv über Gender gedacht. Das sei jetzt anders. Ausweislich etlicher Mails ging es während Plasberg II durch die Anwesenheit von Frau Mattfeldt-Kloth noch wesentlich mehr Leuten so als bei Plasberg I. Das Wort „Mehrwert“ will ich in diesem Zusammenhang nur ganz unpolemisch in den Raum stellen.
Ich weiß, viele stellten die Frage, warum die Frau mit den unentwegt formenden Händen eingeladen wurde, aber kein Evolutionsbiologe oder eine Genetikerin, die etwas über den Anteil der Natur an der Ausprägung der Geschlechterrolle hätten sagen können.
Ich denke da anders. Ich finde, Talkrunden über Gender sollten in Zukunft ausschließlich mit Sybille Mattfeldt-Kloth, Anton Hofreiter von den Grünen sowie Professiks Lanx Honx von der Humboldt-Uni Berlin besetzt werden und mindestens einmal pro Woche stattfinden. Das Wort zum Folgetag im Fernsehen dürften alternierend Katrin Göring-Eckardt und Aiman Mazyek sprechen, an jüdischen Feiertagen auch Evelyn Hecht-Galinski. Eine politische Talkshow wiederum müsste nur einmal für alle Themen mit Sahra Wagenknecht, Cem Özdemir, Jakob Augstein und Heribert Prantl abgedreht und dann zweimal pro Tag von einem Zusammenschluss aller Anstalten über das Land gesendet werden.
Sie fragen, warum ich ernsthaft so denke?
Als Jugendlicher empfand ich noch nicht einmal leichte Sympathien für den DDR-Sozialismus. Das verdanke ich unserem Staatsbürgerkundelehrer, der einen Seitenscheitel mit langen schwarzen Strähnen und einen Quadratbart unter der Nase trug und im Unterricht hauptsächlich laut aus dem „Neuen Deutschland“ vorlas. Und falls ich in meinem Leben doch noch eine Wendung zu Mystik und Religion nehmen sollte, würde ich mich vom Islam schon deshalb immer fernhalten, weil der Begriff für mich immer mit dem Gesicht von Abou Nagie und seinen „Lies“-Koranverteilern verbunden bleibt. Gegen die EKD bis ich allerspätestens seit einer Begegnung mit Margot Käßmann immun.
Deshalb finde ich, die üblichen aus Mischungsgründen eingeladenen Gäste wie Henryk Broder, Birgit Kelle, Ulrich Kutschera und Gunnar Heinsohn sollten ein paar Jahre Talkshowauftritte konsequent ausschlagen und die genannten Matadoren und Matadorinnen einfach in Reinstform machen lassen.
Vielleicht sagt Ihnen der Begriff Giuliani-Effekt etwas. Im letzten republikanischen Vorwahlkampf kam der langjährige New Yorker Bürgermeister Rudolph Giuliani von vorn herein auf schlechte Sympathiewerte. Seine Berater stellten allerdings fest, dass diese Werte überall dort noch erheblich absackten, wo die Wähler ihrem Präsidentschaftskandidat persönlich begegneten.
Eine gründliche Mattfeldt-Klothisierung, davon bin ich überzeugt, würde Deutschland nach einem ähnlichen Muster verändern.
Ich höre schon die Frage: Was, wenn die Hofreiter, Göring-Eckardt, Augstein et al. merken, dass es ihnen geht wie Giuliani?
Keine Angst. Sie produzieren viele Ideen. Aber auf den Gedanken, sie könnten womöglich nicht die idealen Werbeträger ihrer Überzeugungen sein, kommen sie in hundert Jahren nicht.